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Was ein Pfarrer so macht...

Ich fühle.

Ich fühle mich rein in Menschen, Beziehungen, Familiensysteme, Milieus. Ich fühle mich rein in Stile und Geschmäcker, in Lebensweisen, die ich gut kenne und in solche, die mir fremd sind und denen ich trotzdem mit Respekt und Liebe begegne.

 

Ich stehe.

Ich stehe mit Menschen an Gräbern und Taufsteinen. Stehe manches gemeinsam durch. Stehe im Gottesdienst, bei der Predigt, stehe zu meinem Glauben.

Und ich sitze.

An Tischen, an Sterbebetten, in Kirchenbänken, auf Terrassen mit ersten Sonnen-strahlen (Frühling) und letzten Sonnenstrahlen zum (Lebens-)Abend. Sitze mit dem Kirchenvorstand zusammen, sitze mit dem Jugendteam an einer neuen Idee, setze mich auch mal ins Café. 

 

Ich gehe.

Ich gehe mit durch Abschiede, Trennungen, Verschuldungen, größtes Glück, tiefsten Schmerz.

Ich trinke.

mit Menschen aus jedem Kelch, den Gott ihnen reicht. Und manchmal auch Kaffee, Orangensaft, ein Glas Wein am Weinstand, leckeren Cappuccino oder Prosecco.

Ich esse.

sehr gerne von den selbst gezauberten Speisen in der Pause der Kirchenvorstands-sitzungen und von den hausgemachten Salaten an einem Konfi-Samstag.

 

Ich halte aus:

unaufgeräumte Wohnzimmer. Verrauchte Wohnungen. Katzen auf dem Sofa, laufende Fernseher. Und Tränen, Wut und Tränen. Große Trauer.

 

Ich schmiede.

Hoffnung, prophezeie Liebe, halte die Fahne des Glaubens hoch, behaupte glaubend, dass der Tod nicht das Ende ist, dass es ein Aufstehen gibt und ein Auferstehen.             Ich hoffe viel. Auf Lösungen, Mut, Wunder. Ich bin Grenzgänger zwischen verfügbarer und unverfügbarer Welt und halte in einer vollkommen durch-rationalisierten Welt den Glauben fest, dass kein Mensch verstummen muss gegenüber dem Schicksal. Sondern dass es einen Himmel über uns gibt, eine Zukunft, eine Erlösung, die nicht in dieser Welt liegt, sondern in dem, was wir Gott nennen.


Für diese Dimension finde ich Worte. Ich bin Mund für andere im Gebet. Glaubensgemüt für andere in den Wellen ihres Lebens.

 

Ich begleite.

Ich bete für und mit anderen. Ich rede. Rede und Antwort stehend mit dem, was ich hoffe, glaube, fühle, begleite ich Menschen verschiedenen Alters in verschiedenen Lebenssituationen. Ich bin still mit den anderen, wo Worte fehl am Platz sind.

Ich liebe was ich tue.

Auch, wenn dieser Beruf mich manchmal müde macht. Oft gebe ich viel. Und oft bekomme viel zurück. Weil dieser Beruf reich macht.

 

 

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